Eine italienische Tradition
Der 8. Dezember ist in Italien der Tag, an dem man beginnt, das Haus weihnachtlich zu schmücken, was so viel heißt wie: Man stellt den Weihnachtsbaum auf. Wir haben das früher als Kinder nie mitbekommen, da wir immer erst in den Weihnachtsferien in Rom angekommen sind, also frühestens am 22. Dezember. Da stand der Baum dann schon – aus Plastik, klein und kitschig, auf dem Schreibtisch meines Großvaters.
Auch wird am 24. Dezember in Italien nicht Weihnachten gefeiert, der 24. ist ein Tag wie jeder andere. Weihnachten ist am 25. Dezember. Aber Geschenke gibt es da auch nicht. Die bekommt man am 6. Januar und da waren wir dann immer schon wieder zu Hause in Deutschland … (Mehr muss ich zum Thema Weihnachten in Italien wohl nicht sagen.)
Aber in Italien gab und gibt es Tombola.
Heute weiß ich, dass das Tombola-Spiel zusammen mit dem Plastiktannenbaum am 8. Dezember hervorgeholt wurde.
Tombola – das sind viele kleine Kärtchen (Cartelle) mit Zahlen darauf, ein Plastikbehälter, in dem 90 Holzplättchen mit den Zahlen von 1-90 enthalten sind, und der »Cartellone«, eine große Karte mit allen 90 Nummern.
Die Spielregeln
Zu Beginn kauft jeder Spieler eine oder mehr Cartelle. Jedes Kärtchen kostete damals 50 Lira. Das Geld wird auf 5 Stapeln verteilt, so hat man fünf Chancen, zu gewinnen. Der erste Stapel war klein und brachte kaum das eingesetzte Geld rein. Auf Tombola liegt viel Geld. Dann beginnt das Spiel. Der Spieler, der die Cartellone hat, zieht die Nummern aus dem Behälter und liest sie mit lauter Stimme vor. Wer eine Nummer auf seiner Karte hat, kennzeichnet sie (wir taten das mit getrockneten Maiskörnern).
Natürlich kann man auch getrocknete Bohnen oder ausrangierte Knöpfe verwenden. Wer zuerst zwei Nummern in einer Reihe hat, ruft „Ambo“ und bekommt den ersten Haufen Geld. Mit drei Nummern hat man Terno, mit vier Quaterna und mit fünf Cinquina. Wer zuerst das ganze Kärtchen voll hat, ruft Tombola und bekommt den großen Stapel Geld.
Bevor man ein neues Spiel beginnt, kann man seine Karten tauschen, die große Cartellone und der Behälter mit den Nummern wird weitergegeben.
Es versteht sich von selbst, dass wir die Zahlen bis 90, kaum dass wir einigermaßen Italienisch sprachen, perfekt beherrschten. Jeder Zahl wird übrigens ein bestimmtes Symbol zugeordnet.
Zum Beispiel: 1-Italien, 45-Wein, 83-Schlechtes Wetter und so weiter. Diese Symbole sind die Prognosen der Lottozahlen (In Italien gibt es auch hier 90 Zahlen). Träumt man also von einer Maus, sollte beim Lottospielen auf die Zahl 11 gesetzt werden ….Wer sich dafür interessiert – hier findet man sämtliche Bedeutungen.
Die Männer spielten Bestia, ein Kartenspiel, das mit den »Carte napolitane« gespielt wird. Ein Kartenspiel bei dem man auch mal viel Geld gewinnen oder verlieren kann.